Interner Bereich

Weihnachten im Schuhkarton – Geht es überhaupt um die Kinder?

Die Aktion „Weihnachten im Schuhkarton“ ist schon jahrelang umstritten. Sowohl im Gymnasium Unterrieden als auch in der Öffentlichkeit. Die diesjährige SMV hat entschieden, sich von der Aktion zu distanzieren und es den Klassen offen zu lassen, ob sie dieses Jahr noch einen Schuhkarton packen wollen oder nicht. Dieser Entschluss wurde gefasst, da die Ziele der Organisation wenig an den Kindern orientiert zu sein scheinen.
Unsere Bedenken und das Spannungsfeld wollen wir in diesem Schreiben darlegen.

Von Samaritan’s Purse (der Organisation, die hinter „Weihnachten im Schuhkarton“ steht) erklärte Ziele von „Weihnachten im Schuhkarton“ sind die „Einladung zum Glauben, Nachfolge und Multiplikation“. Das kann man sich so vorstellen, dass den Kindern bei der Übergabe des Schuhkartons das Heft „Das größte Geschenk“ gegeben wird. Darin wird dargelegt, „warum die Geburt Jesu ein Geschenk für uns Menschen“ sei. Anschließend werden sie zu einem Glaubenskurs, der „Die größte Reise“ heißt, eingeladen. Der zwölfteilige Bibelkurs verfolgt das Ziel, die Kinder zu gläubigen Christen zu machen. Dieser Kurs sowie die Schulungen der Lehrer und der Aufbau einer christlichen Infrastruktur in teils sehr abgelegenen Orten werden zu Teilen von der Spende, die Samaritan’s Purse erbittet, finanziert.
Die Organisation erhofft sich eine Multiplikation, also eine Verbreitung des christlichen Glaubens durch den Schuhkarton. Die Kinder sollen ihrer Familie und ihren Freunden von Gott erzählen und somit sollen „Kirchengemeinden (auf)blühen, neue entstehen und Gottes Familie“ wachsen.
Besonders gestört hat uns auch der Stolz der Organisation, in „unerreichte Volksgruppen“, also jene Gruppen, unter denen unter 2% Christen sind, vorzudringen und den Glauben somit zu verbreiten.
Allerdings ergibt sich ein Spannungsfeld mit Fragen, die trotz den Informationen über den Verlauf offenbleiben. Der Mehrwert der Aktion kann größer sein als die von uns unerwünschten Nebenprodukte. So berichten Kinder, der Schuhkarton habe ihnen ein Leben ermöglicht, von dem sie sich zuvor nicht einmal zu träumen trauten. Sie seien froh, dass der Glauben an Jesus in ihr Leben getreten sei und sie der prekären Situation in ihrem Heimatort entfliehen konnten. Abgesehen davon wird die Mehrheit der Kinder lediglich dankbar das Geschenk annehmen und nicht weiter mit dem Christentum in Kontakt kommen. Den Effekt der beigelegten Broschüre sollte man nicht überschätzen: Ist es bereits eine Beeinflussung oder lediglich Information? Und was ist problematisch daran, Menschen über Religion zu erzählen, die ihnen womöglich Kraft und Hoffnung schenken kann? Die Frage bleibt: Was wollen wir schenken, den Schuhkarton oder die Mission? Was überwiegt: das Geschenk, das womöglich Freude bringt, oder dass dadurch der christliche Glaube unterstützt werden soll?
Auf Basis dieser Informationen vermuten wir jedoch, dass nicht die Freude der Kinder, sondern die Mission „alle Nationen zu Jüngern“ zu machen, im Vordergrund steht. Dieses Anliegen wollen wir nicht unterstützen, da wir gegen das Missionieren im Allgemeinen sind und im Speziellen gegen das Benutzen der Kinder für die christlichen Zwecke von Samaritan’s Purse. Deshalb werden wir uns in den Folgejahren nach einer weltlichen Organisation umschauen, die wir guten Gewissens an euch weiterempfehlen können. In diesem Jahr wollen wir die Debatte, die wir bereits intern geführt haben, nun in die Klassenzimmer tragen. Stellt euch die Fragen, die wir uns gestellt haben, redet darüber. Wir können und wollen keine Antworten liefern, sondern eine Transparenz ermöglichen, die wir uns schon vorher gewünscht hätten.

Alle Zitate stammen aus Broschüren von Weihnachten im Schuhkarton.

Text: Lena Simon, J2
Bildquelle: freepik.com

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