Am Samstag, den 18.10., machten wir uns als eine kleine Pilgergruppe von zehn Personen, die der Einladung der Schulseelsorge gefolgt waren, auf den Weg von Tübingen nach Wurmlingen.
Gegen halb zehn starteten wir im Innenhof vom Schloss Hohentübingen, wo es ein paar kurze Informationen zum Jakobsweg gab, der auf verschiedenen Wegen durch Europa führt und am Grab des Apostels Jakobus in Santiago de Compostela in Spanien endet. Wie Bäche in immer größere Flüsse fließen und letztendlich in einem Strom zusammenlaufen, der dann ins Meer fließt, so gibt es an vielen Orten Jakobswege, die dann in die bekannteren Abschnitte münden.
Weil Pilgerwege oft als Bild für den eigenen Lebensweg gesehen werden, gab es auf unserem Weg hin und wieder Impulsfragen, die diesen Zusammenhang bewusst machten. Wir starteten mit der Frage zum Thema „Aufbruch“: „Wie geht es mir, wenn ich etwas Neues anfange? Mit welchen Gefühlen fange ich Neues an?“ Alle anwesenden Kinder hatten in diesem Schuljahr einen neuen Schulabschnitt begonnen, so dass die Gedanken daran noch sehr präsent waren. Jedes Mitglied unserer Pilgergruppe wurde mit einer kleinen Schatzkiste ausgestattet, in der man die fünf Impulsfragen aufbewahren konnte. Diese wurden an thematisch passenden Stellen entlang des Weges ausgeteilt und luden zum Nachdenken und zum Gespräch ein.

Der Jakobsweg führte uns zunächst aus dem Schloss hinaus durch ein Wohngebiet in den Wald hinein, und fast wie bei einer Schnitzeljagd konnten die Kinder – und auch die Erwachsenen – immer wieder anhand der Schilder mit der symbolischen Jakobsmuschel überprüfen, ob wir noch auf dem richtigen Weg waren.

Der Wald erfreute alle mit seinen goldenen Blättern, und es gab immer wieder etwas zu entdecken, wie Pilze und Stöcke oder zwischendurch die schöne Aussicht von der Hügelkette ins Tal hinab.

Nach und nach ergaben sich gute Gespräche zwischen allen. Auch die Kinder verstanden sich blendend und hatten viel Freude miteinander.

Schließlich lichtete sich der Wald, und wir konnten von weitem die Wurmlinger Kapelle auf ihrem Hügel sehen. Bevor wir uns an den Aufstieg machten, gab es ein gemeinsames Picknick an einem Rastplatz.

Die Kinder schafften es, die glühenden Kohlen der Grillstelle wieder zu einem Feuer zu entfachen, und alle genossen das leckere Essen bei dem unverhofft herrlichen Wetter.

Da die Strecke für die jüngeren Kinder doch recht weit war, beschlossen wir als Gruppe, anders als geplant nicht bis nach Rottenburg zu wandern, sondern von Wurmlingen aus den Bus zurück nach Tübingen zu nehmen. Aber bevor wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle machten, erklommen wir noch den Kapellenberg, wo sich alle wohlverdient den Pilgerstempel abholen konnten – traditionell können sich Pilger auf dem Jakobsweg bei wichtigen Stationen in ihren Pilgerpass stempeln. Die Aussicht von der Wurmlinger Kapelle in alle Himmelsrichtungen war wunderschön, und wir waren uns einig, dass sich der Aufstieg gelohnt hatte.

Am Ende des Tages fühlten sich alle reich beschenkt von der Gemeinschaft, dem herrlichen Wetter und dem schönen Weg durch den Wald. Alle hatten großen Spaß, und die Eltern meinten, es war eine wunderbare Gelegenheit, gemeinsam Zeit zu verbringen und die Natur zu genießen. Der Tag wird uns allen in schöner Erinnerung bleiben!

Text und Bilder: Julia Kautz
