Unterriedener Couchgespräche – Episode 2

Journalismus in Zeiten von Reels und Stories
Zu Gast: Karsten Polke-Majewski (Zeit/ZeitOnline)

Am Montag hatten die Schülerinnen und Schüler des Gymnasium Unterrieden die Möglichkeit, Investigativjournalist Karsten Polke-Majewski im Rahmen der Unterriedener Couchgespräche näher kennen zu lernen. Bei den „Couchgesprächen“ kommen renommierte Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft ans Unterrieden, um sich den Fragen der Schülerinnen und Schüler zu stellen. Diesmal auf der Couch saß der Ressortleiter von Investigativer Recherche und Daten der Zeit und ZeitOnline, der von Adriana Marzullo und Tim Wigger aus der J1 interviewt wurde.

Herr Polke-Majewski zählt zu den Journalisten, die mithalfen, den Cum-Ex Skandal aufzudecken. Die Aufdeckung dieses millardenschweren Steuerbetrugs war unter anderem Thema des Interviews. Dabei erzählte Herr Polke-Majewski von dem großen Aufwand der Recherche und wie mehrere Redaktionen dem Skandal nachgingen. Aber auch kritische Fragen beantwortete er gelassen. Auf die Frage nach Schuldgefühlen, die mit der Veröffentlichung eines Skandals kommen könnten, antwortete er: “Nein, ich habe gar keine Schuldgefühle, denn es sind nicht wir, die das machen, sondern es sind schon immer die Leute selber”.

Ebenfalls Thema waren die Quellen und Informanten, die essenzieller Bestandteil von investigativen Journalismus sind. Hierbei erläuterte Herr Polke-Majewski die Zuverlässigkeit von Quellen, die Journalisten ständig überprüfen müssen. Auch die Sicherheit von Informanten müsse gewährleistet werden, da investigative Recherche häufig auf Insider setzt, die über sensible Informationen verfügen können.

Aus einer Umfrage, die das Publikum zu Beginn beantworten sollte, ergab sich, dass Jugendliche primär die Sozialen Medien als Informationsquellen nutzen, während Zeitungen auf dem niedrigsten Rang standen. Darauf reagierte Herr Polke-Majewski wenig überrascht. Auch, dass die Tagesschau als öffentlich rechtlicher Sender in den Sozialen Medien so stark vertreten ist, bewertetet er positiv.

Rund um das Schuljahr “Demokratie und Toleranz” wurden ebenfalls Fragen gestellt. Dabei ging Herr Polke-Majewski auf die Rolle von Journalismus in einer Demokratie ein. Auf die Frage, ob er als investigativ arbeitender Journalist eher eine Kontrollfunktion hat oder eher zur Meinungsbildung dient antwortete er: „Ich versuche diese Kontrollfunktion auszuüben, aber dann entsteht daraus eine Meinungsbildung. Und manchmal wird das so, wie ich denke und manchmal nicht. Das ist auch ok so.“

Zuletzt ging es noch um Björn Höcke, den rechtsextremen Vorsitzenden der AfD-Fraktion im Thüringer Langtag. Mit ihm ging Herr Polke-Majewski neun Jahre lang in eine Schule. Die Frage, ob Höckes extremistisches Gedankengut ihm bereits während seiner Schulzeit auffiel, beantwortete Herr Polke-Majewski mit Bedauern mit Nein. Er riet den Schülerinnen und Schüler jedoch, immer die Augen offen zu halten und auch den Mut zu haben, problematische Aussagen anzusprechen und sich dagegen zu positionieren.


Im nächsten Schuljahr werden die Couchgespräche weitergeführt und wir freuen uns sehr, dass wir bereits jetzt Zusagen von hochkarätigen Gästen haben. Dazu wird es zu Beginn des neuen Schuljahrs einen Veranstaltungskalender geben. Die Couchgespräche sind auch in den sozialen Medien unterwegs und wer die neuesten Informationen möchte, sollte auf Instagram couchgespraeche_gus folgen. Wir danken Herrn Polke-Majewski und den Moderatoren Adriana Marzullo und Tim Wigger für diese informationsreiche Veranstaltung!

Bericht und Bilder: Milena Müller

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