Studioluft schnuppern

„Irgendwas mit Medien“ wollen viele machen, schließlich leben wir in einem Zeitalter, das medial geprägt ist wie keines zuvor. Doch eine konkrete Vorstellung davon, was das wirklich bedeutet, haben wenige. Die Teilnehmer der Video- und Radio-AG des Gymnasium Unterrieden Sindelfingen machten sicher daher am Freitag, den 7. Juli, begleitet von den AG-Leitern Claudia Ewert und Christian Maier auf, um das Tonstudio der Hochschule der Medien (HdM) in Stuttgart Vaihingen kennenzulernen. Dort führte der Audio Producer Michael Dmoch die AG-Teilnehmer ein in die Welt des professionellen Audio Recordings.

Um 14 Uhr trafen die Teilnehmer der Radio- und Video-AG an der HdM ein, wo sie Michael Dmoch empfing und vom lebendige Treiben des Unibetriebs in die ruhige Umgebung des Tonstudios führte. Denn das ist eine der wichtigsten Eigenschaften eines Tonstudios: Stille. Diese ist die wichtigste Voraussetzung, um Sprache oder Musik – und nur sie – aufnehmen zu können. Erreicht wird die perfekte Schallisolierung durch doppelte Wände und Türen, um den Aufnahmeraum von der Außenwelt zu entkoppeln. Sogar der Technikraum, in dem die Tonregie am Mischpult sitzt, ist durch ein doppelt verglastes Fenster vom Aufnahmeraum abgetrennt. Der Aufnahmeraum weist neben einigen schallabsorbierenden Paneelen noch eine weitere Besonderheit auf: schiefe Wände. Diese verhindern, dass Schallwellen zwischen den Wänden „gefangen“ werden und dadurch ein unschönes Echo erzeugen – im Studio hört man eben alles. Um eine professionelle Aufnahme herzustellen, so die erste Lehre aus dem Besuch, müssen viele Details beachtet werden.
Bild1 Videoschnitt Andere

Im Videoschnittraum der HdM

Nach einem kurzen Rundgang durch die verschiedenen Aufnahmeräume, in denen unter anderem auch Videos geschnitten und vertont werden, ging es an die Arbeit. Es sollte heute schließlich noch die Tonspur für den Film über die Skifreizeit der sechsten Klassen mit einer professionellen Sprecherin aufgenommen werden. Doch zuvor sollten die Schüler ein Verständnis davon bekommen, wie sich der Ton auf seinem Weg durch den Aufnahmeraum verändert. So bewegten sich die Schüler durch den Raum um das Sprecherpult herum, während Christian Maier, der Leiter der Radio-AG, aus einem Buch vorlas. Dadurch wurde deutlich, dass es nicht egal ist, wo man das Mikrophon aufstellt, sondern dass der Standort einen großen Einfluss auf die Qualität des Tones hat.
Bild2 Mikrophonposition Andere

Die richtige Position des Mikrophones ist entscheidend für den Klang!

Bild3 Mikorphone Andere

Mikrophonposition gefunden! (Hintere Reihe v. li. n.re: Amir El-Rajab, Dennis Eisler, Kevin Hamann, Tobias Fritz (verdeckt), Ben Vogel, Michael Dmoch (Audio Producer); Vorne: Madelin Mendoza (Sprecherin))

Darauf begaben sich Schüler und Lehrer in den Technikraum und überließen Madeline Mendoza die Mikrophone. Vier davon durften die Schüler nämlich zuvor vor der Sprecherin platzieren. Daraufhin wurde bei Probeaufnahmen der Klang der unterschiedlichen Mikrophone analysiert und das am besten klingende ausgewählt. Nun begannen die Aufnahmen für den Skifilm. Madeline Mendoza sprach den Text in einer ersten Version ein, konzentriert verfolgt von den Ohren der Radio- und Video-AG. Die Interpretation der Sprecherin wurde gemeinsam analysiert und Verbesserungsvorschläge unterbreitet. Denn oft zeigt sich erst im Studio, dass sich ein Text, so wie er geschrieben wurde, nicht immer auch gut sprechen lässt. Und so wurde unter der Regieanleitung von Michael Dmoch rund 40 Minuten aufgenommen, verbessert und wieder aufgenommen, bis alle mit dem Ergebnis zufrieden waren. „Studioaufnahmen haben viel mit Psychologie zu tun“, so Dmoch, denn eine Studioaufnahme bedeutet für den Sprecher Stress. „Die Situation ist unnatürlich, es soll aber locker und natürlich klingen“, erklärt der Audio Producer weiter. Den Sprecher in dieser Situation mit feinem Händchen anzuleiten, darin besteht die Kunst der Tonregie.
Bild4 Klangbearbeitung Andere

Klangbearbeitung im Technikraum (v. li. n. re): Michael Dmoch (Am Mischpult), Fabian Süberkrüb, Amir El-Rajab, Mark Mante, Ben Vogel, Kevin Hamann (verdeckt), Dennis Eisler (vorne)

Mit den Aufnahmen zeigten sich die Schüler und Lehrer am Ende des Nachmittags hochzufrieden. „Es war zwar ein langer Nachmittag, der uns viel Konzentration abverlangt hat, aber wir haben sehr viel gelernt dabei“, sagten die Schüler der Radio- und Video-AG am Ende. Claudia Ewert, die Leiterin der Video-AG freute sich über das Ergebnis: „Die professionelle Tonspur hebt den Skifilm auf ein ganz anderes Level“. So wird nach dem Image-Film bald schon der nächste Film die Schulgemeinschaft des Unterrieden erfreuen. Überhaupt wird in den Medien-AGs des Gymnasiums fleißig gearbeitet: Mark Mante, Nachwuchsregisseur aus der Video-AG, konnte im Tonstudio auch den Klang einer Taschenuhr für den Trailer seines Films „Time Loop – ein Tag voller Déjà-vus“ aufnehmen. Dieses Debütwerk  feierte soeben seine Premiere auf dem Schulfest.

Bericht und Bilder: Hr. Maier