Am vergangenen Dienstag, 12.07.2022 hatte das Gymnasium Unterrieden in Maichingen hohen Besuch aus dem taiwanischen Parlament „Legislative Yuan“ zu Gast. Im Rahmen ihres Deutschlandaufenthaltes machte die Abgeordnete Mei-Ling Wan, aus dem Wahlkreis Taoyuan County, einen Zwischenstopp in Sindelfingen. Mei-Ling Wan ist von Hause aus Bildungspolitikerin und sitzt unter anderem im Bildungsausschuss des taiwanischen Parlamentes. Insofern wollte sie im Rahmen ihres Besuches das deutsche Bildungssystem im Allgemeinen und eine Schule im Besonderen besser kennenlernen.
Das Gymnasium Unterrieden blickt auf eine jahrzehntelange Schulpartnerschaft mit der Yung-Ping Highschool in New Taipei-City zurück, wodurch auch der Besuch einer taiwanischen Abgeordneten durchaus naheliegt. Dennoch war Mei-Ling Wans Besuch ein ganz besonderes Ereignis für das Unterrieden, auch angesichts der Tatsache, dass der Taiwanaustausch coronabedingt seit über zweieinhalb Jahren nur noch online stattfinden kann.
Nach der offiziellen Begrüßung durch die Schulleitung des Gymnasiums Unterrieden und einer kurzen Erläuterung der Grundzüge des dreigliedrigen deutschen Schulsystems traf die Abgeordnete auf ihrer Hausführung Schülerinnen und Schüler, die Teil des aktuellen Online-Austauschprogrammes sind. Der Austausch zwischen den Schülerinnen und Schülern sowie Mei-Ling-Wan war sowohl für die Abgeordnete als auch die Schüler sehr spannend und sorgte bei einigen Details der jeweiligen Schulsysteme teilweise für Erstaunen, trug andererseits aber auch zur Erheiterung bei. Vier Schülerinnen der Klasse 9b berichten Folgendes:
Hauptsächlich unterhielten wir uns über den Schulalltag und unsere Freizeit. Dabei überraschte uns, dass die taiwanesischen Schüler:innen jeden Tag bis 17 Uhr Schule haben und zusätzliche Hausaufgaben aufbekommen. Zudem wird an der taiwanesischen Schule noch Nachhilfe bis teilweise 22 Uhr angeboten. Dies erstaunte uns, da wir höchstens bis 17 Uhr im Schulgebäude sind. Wir stellten uns deswegen die Frage, wie noch Zeit für außerschulische Aktivitäten bleibt, weil wir uns oft nach der Schule im sportlichen oder musikalischen Bereich beschäftigen. Die Antwort auf diese Frage war recht simpel, der Anspruch auf Hobbys wird nämlich durch bestimmte Fächer in der Schule gedeckt. Der Schulalltag unterscheidet sich außerdem in dem Aspekt, dass die Schüler:innen, auch wenn sie keinen Unterricht haben, häufig in der Schule bleiben, um Schulaufgaben zu erledigen. Wir wunderten uns auch, ob sich die Schüler:innen nicht ein Schulsystem mit mehr Freizeit wünschen, jedoch erklärte uns Mei-Ling Wan, dass sie nichts anderes kennen und daher daran gewöhnt sind.
Leider hatten wir nur wenig Zeit, um uns mit der Abgeordneten Mei-Ling Wan zu unterhalten. Da das Gespräch für uns alle sehr informativ war, hätten wir gerne länger mit ihr gesprochen. Insgesamt war es eine interessante und neue Erfahrung.
Ein weiterer Programmpunkt war die Unterrichtshospitation im Englisch-Leistungskurs der Jahrgangsstufe 1, wobei die Abgeordnete einen direkten Einblick in das Unterrichtsgeschehen am Unterrieden bekam.
Alles in allem zeigte sich die Abgeordnete sehr interessiert und durchaus beeindruckt, auch gerade angesichts der Unterschiede, die sich zwischen den beiden Bildungssysteme zeigen. Mit den Worten, dies „sei eine gute Schule“ und einem kleinen Präsent für das Gymnasium Unterrieden machten sich Mei-Ling Wan und ihre Begleiter von Sindelfingen auf den Weg nach Mainz.
Foto (von links): Stefan Hommel (Abteilungsleiter Sprachen und Sport), Dagmar Berger (stellvertretende Schulleiterin, Mei-Ling Wan (Abgeordnete des taiwanesischen Parlaments), Martin Hermann (Koordinator des Austauschs); Die Geste zeigt ein kleines Herz und ist im asiatischen Bereich geläufig.
Text/Bild: Amelie Specht, Milena Müller, Adriana Marzullo (alle aus der Klasse 9b) und Martin Hermann