Wie funktioniert eigentlich Künstliche Intelligenz (KI) und wie wird sie unseren Alltag in Zukunft verändern? Besteht Hoffnung für eine Welt ohne langweilige Aufgaben oder sollten wir uns Sorgen machen, was KI schon alles kann und noch können wird? Um diese und andere Fragen ging es im vierten Couchgespräch am Gymnasium Unterrieden, welches unter dem Thema „Unsere Zukunft mit Künstlicher Intelligenz“ stand, mit Ulrike von Luxburg, Professorin für Künstliche Intelligenz an der Universität Tübingen.
Am Mittwoch, den 22.01.2025 war Frau Prof. Dr. von Luxburg bei uns am Unterrieden. Die Mensa war bis auf den letzten Sitzplatz gefüllt, viele mussten hinten stehen. Das Interesse war groß, als Frau von Luxburg zu „Can’t hold us“ von Macklemore einlief. Später verriet sie, dass ihr 16-jährige Tochter das Lied ausgesucht hatte. Die Moderation übernahmen diesmal Flora Wiese und Sophie Schorm aus der Jahrgangsstufe 1.
Zu Beginn des Interviews wird Frau von Luxburg nach ihrem persönlichen Werdegang und der Entscheidung in die KI-Forschung zu gehen, gefragt. Sie erzählt, dass sie Mathematik studiert hat und als Nebenfach sich den, damals neuen, Informatik Zug, ausgesucht hatte. Sie fand es reizvoll, dass es ein neues Thema war, von dem noch nicht viel erforscht war.
Um die Funktionsweisen von maschinellem Lernen, der Technik hinter KI, zu erklären hat Frau von Luxburg einen „Briefumschlagcomputer“ dabei, der Tic-Tac-Toe erlernen soll. Dieser „Briefumschlagcomputer“ besteht aus 500 Briefumschlägen, die jeweils zu einer exakten Spielsituation gehören. In den jeweiligen Briefumschlägen befinden sich alle möglichen Züge auf Zetteln. Nun lässt die Professorin eine Freiwillige aus dem Publikum gegen den „Briefumschlagcomputer“ spielen. Nachdem die Freiwillige ein Kreuz gesetzt hat, sucht Frau von Luxburg den Umschlag mit der nun vorhandenen Spielsituation heraus und zieht draus ein zufälliges Blatt. Die zufällig gezogenen Züge sind keine klugen, das Spiel ist schnell verloren. Darauf erklärt Frau von Luxburg, dass nun beim maschinellen Lernen, wenn ein Spiel verloren wurde, alle Zettel mit den beteiligten Zügen aussortiert werden. Wenn der „Briefumschlagcomputer“ jetzt noch eine Menge Training bekommen würde, bei dem er oft verlieren würde, würde dieser irgendwann dann nur noch Züge nutzen, die nicht mehr zur Niederlage führen. Irgendwann kann der „Briefumschlagcomputer“ dann Tic-Tac-Toe „spielen.
Nach diesem Prinzip funktioniere maschinellem Lernen, auch bei einer komplexeren KI. Deswegen sei es auch nicht richtig von Intelligenz zu sprechen.
Natürlich darf in einem Gespräch über KI der Chatbot Chat GPT, der oft menschenähnliche Antworten gibt, nicht fehlen. Prinzipiell funktioniere Chat GPT wie der Briefumschlagcomputer, nur eben mit Texten. Aber warum Chat GPT oft so passend antwortet und mit Text und Sprache scheinbar so gut umgehen kann sei noch nicht abschließend geklärt und Teil aktueller Forschung. Dies liege jedoch nicht an „Intelligenz“ sondern an den riesigen Datenmengen, die der KI zur Verfügung stehen, so wie der „Briefumschlagcomputer“ Tic-Tac-Toe zwar nicht verstehe, aber mit mehr Daten immer besser werde.
Es wurden auch zahlreiche Fragen aus dem Publikum an die KI Expertin gerichtet. So wurde unter anderem danach gefragt, ob KI sich selbst weiterentwickeln kann, wie schnell die Trainingsphase einer KI dauert, ob KI rassistisch agieren kann, wie KI bei IQ-Tests abschneidet, ob KI für Propagandazwecke benutze werden kann, wie KI in der Lage ist Bilder zu generieren oder ob KI sich menschlich verhalten kann oder an was genau Frau von Luxburg gerade forscht.
Frau von Luxburg verdeutlichte, dass man keine Angst vor KI haben muss, da es nichts wirklich Intelligentes an KI gebe und die Computer, auf denen sie laufen, ausgeschaltet werden können. Es gebe Dinge, vor denen sie sich deutlich mehr Sorgen mache, z.B. vor der Klimakatastrophe. Aber man sollte sich Gedanken machen, wo man als Gesellschaft KI einsetzen will und wo nicht. Sie betonte, dass man allgemeines Wissen und Verständnis zu KI haben sollte, da KI nicht mehr wegzudenken ist und immer bedeutsamer wird.
Schließlich war ein wieder hochspannendes und diesmal naturwissenschaftlich-technisches Couchgespräch zu Ende. Frau Prof. Dr. von Luxburg bekam als Dankeschön Pralinen und eine Karte in Form eines Laptops vom Moderationsduo Flora und Sophie überreicht.
Beim nächsten Couchgespräch dürft Ihr Euch auf Mirko Drotschmann auf YouTube bekannt als Misterwissen2go freuen. Er ist am 10.02.2025 im Bürgerhaus bei uns zu Gast.