Geografie Leistungskurs J2: Exkursion Restmüllheizkraftwerk

Eines der Schwerpunktthemen des Geografie Leistungskurses der Jahrgangsstufe 2 am Gymnasium Unterrieden ist die nachhaltige Stadtentwicklung, welche wir in den letzten Wochen intensiv behandelt haben. Diesbezüglich wurden im Kurs unter anderem einige Vorträge gehalten, um sich vollumfänglich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Im Zuge dessen stellte sich die Frage, wie diese in der Praxis aussehe und inwiefern diese auch in näherer Umgebung vertreten ist. Dafür standen uns als Kurs einige Optionen offen, wie beispielsweise der Besuch einer Kläranlage. Die Entscheidung fiel schlussendlich jedoch auf den Zweckverband Restmüllheizkraftwerk Böblingen (ZVRBB). Dieses vereint sowohl nachhaltige
Restmüllentsorgung als auch nachhaltige Energiegewinnung und Umweltschutz.

Bi Digit 8 2 2015 flug 036 1000px 1

Nach einer erfolgreichen Anreise mit dem Auto wurden wir von Herrn Truckenbrodt (Leiter der Instanthaltung) empfangen, welcher uns zuerst in einem Versammlungsraum herzlich begrüßte. Anschließend wurden wir mithilfe eines kurzen Films über die grundsätzliche Funktionalität des Kraftwerks aufgeklärt. Nach diesem Einstieg und einer Ergänzung seinerseits bezüglich aktueller Neuerungen zur effizienteren und sichereren Abgasreinigung sowie eines Anbaus für Biomasseverbrennung, begann die Führung mit einer eher negativ gestimmten Erwartungshaltung, welche sich noch als falsch erweisen würde. Diese begründete sich durch die Erwartung eins monotonen Arbeitsumfelds und schlechtem Geruch.

IMG 20250116 142758 1
Um die Führung durch das RBB sicher bestreiten zu können, wurden wir mit Helmen und auffälligen Besucherwesten ausgestattet. Nach dem Beginn der Führung und dem Überqueren des Geländes, begaben wir uns an den höchsten Punkt der Anlage. Die erste Station unserer Exkursion war somit das Führungshäuschen zur Kontrolle der Kralle über dem Müllbunker. Hier wurde der angelieferte Restmüll zu einer homogenen Masse mit gleichem Brennwert vermischt und bei Bedarf auf das Förderband zur Verbrennung gehoben. Den nächsten Schritt der Müllerarbeitung stellt der Kessel zur Verbrennung der Masse dar.IMG 20250116 144416 1Hier wird der Müll auf Rosten gleichmäßig verteilt und zwischen 850°C und 1000°C fast restlos verbrannt. Wegen der strikten, aber notwendigen Richtlinien zur Müllverbrennung wird die Temperatur des Ofens vor und nach der jährlichen Inspektion mit Öl auf die benötigten 850°C erhitzt.IMG 20250116 144525 1

Anschließend brennt das Material ohne äußerliche Einflüsse selbstständig. Zur Überwachung dieser und anderer Prozesse dient der Kontrollraum mit 24 Stunden Überwachung, zu welchem wir uns als nächstes begaben.

IMG 20250116 145353 1

Nach einem kurzen Gespräch mit dem anwesenden Schichtbetrieb, stellte sich die Überwachung der gesamten Anlage als überraschend anstrengender und anspruchsvoller heraus als ursprünglich erwartet. Der letzte Anlaufpunkt des Rundgangs beinhaltete die Rauchgasreinigung (Reinigung der Abgase) sowie die Strom- und Wärmeerzeugung. Dabei werden die entstandenen Abgase von der Verbrennung in mehreren komplexen Schritten gereinigt. Hierfür werden die Schadstoffe durch Hinzugeben von bestimmten Elementen gebunden und anschließend herausgefiltert, sodass sich im Abgas hauptsächlich nur noch Stickstoff befindet. Die während des gesamten Prozesses entstehenden Schadstoffe sind streng gesetzlich durch niedrige Grenzwerte geregelt. Die eigenen Grenzwerte der RBB, welche bei Überschreitung zur Abschaltung führen würden, befinden sich immer noch deutlich unter den gesetzlich festgelegten Grenzwerten, um eine Einhaltung der Rahmenbedingungen zu gewährleisten. Im gleichen Zug wird vor Ort der umweltfreundliche Strom für jährlich 40.000 und die Fernwärme für 28.000 Haushalte abgenommen. Um auf unsere am Anfang gestellten Erwartungen zurückzukommen, lässt sich abschließend folgendes sagen: Vorurteile, wie der strenge Geruch oder das monotone Arbeitsumfeld, haben sich durch die Vielseitigkeit der Arbeitsplätze und des durchdachten Aufbaus der Anlage als falsch erwiesen. Die Führung von Herrn Truckenbrodt lieferte uns einen guten und sehr informativen Einblick in die Funktionen und Arbeitsweisen des Zweckverbandes RBB. Vor allem der eigentliche Fokus auf der Müllentsorgung/Verbrennung und nicht der Energiegewinnung, welche eigentlich nur als „Abfallprodukt“ überbleibt, überraschte viele von uns.

IMG 20250116 151107 1

Grundsätzlich ist eine solche Exkursion sowohl informativ und interessant als auch durch die einfache Gestaltung leicht zu verstehen. Demnach auch für alle, unter anderem auch jüngere Stufen, sehr zu empfehlen. Da die nachhaltige Stadtentwicklung auch in Zukunft eine immer größere Rolle spielen wird, ist die Aufklärung darüber im Allgemeinen essenziell. Es veranschaulicht die Realität des Konsumverhaltens unserer Gesellschaft und zeigt die benötigte Aufmerksamkeit für eine sichere und Umweltfreundliche Zukunft.

von: Johannes Urban